Dark Tourism - Gedenkstätten als Tourismusdestinationen
Schlachtfelder, Gefängnisse, Massengräber. All das sind Orte, die mit menschlichen Katastrophen assoziiert werden. Mit Krieg, Tod, Mord. Mit Gräueltaten, Leid und Schmerz. Mit dem Paranormalen, manchmal dem Makabren.
Zunehmend werden diese Gedenk- und Erinnerungsorte touristisch erschlossen. Doch was bedeutet es, wenn etwa die Kerker und Verließe an der westafrikanischen Küste, aus denen versklavte Menschen über den Atlantik verschafft wurden, zu touristischen Besuchsorten werden? Wenn in Foltergefängnissen, oder in einer Siedlerkolonie, in dem ein Sektenführer sein Unwesen trieb, die Nachfahren der Opfer auf Reisende treffen?
Der südnordfunk hat drei solcher Gedenkstätten aufgesucht oder mit Menschen von vor Ort gesprochen.
Heritage Tourismus in Ghana
Über 300 Jahre lang wurden Millionen Menschen als Sklav*innen von Ghanas Küste aus über den Atlantik verschleppt. Viele Festungen, Schlösser und weitere Orte zeugen heute davon. Doch an einigen – inzwischen touristischen – Orten wird die Geschichte unvollständig erzählt, und lokale Einwohner*innen werden nicht in den Tourismus eingebunden. Wie es besser gehen könnte, darüber sprach Antonia Vangelista mit Dorfvertretern, Touristenführer*innen und einem Wissenschaftler in Ghana.
Colonia Dignidad zwischen Folkloretourismus und Gedenkstätte
Colonia Dignidad eine deutsche Siedlung in Chile, in der Oppositionelle gefoltert und ermordet, Bewohner*innen versklavt und vergewaltigt wurden – über Jahrzehnte, im Wissen deutscher und chilenischer Behörden. Inzwischen heißt die Siedlung Villa Baviera, sie lebt von Tourismus im bayerischen Stil, Landwirtschaft und Immobilienunternehmen. Eine Gedenkstätte gibt es bis heute nicht. Wie kann das sein?
Die Gedenkstätten der Gräueltaten der Roten Khmer
„Kambodscha, Reisen in ein traumatisiertes Land“ so lautet der Titel eines Reiseführers. Das schwere Erbe der Gewaltverbrechen der Roten Khmer (1975 bis 1979) belastet die kambodschanische Gesellschaft bis heute. Zwei Orte in Kambodscha, an denen das Pol Pot Regime systematische Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat, werden von Kambodschaner*innen und wesentlich mehr internationalen Tourist*innen besucht. Der Leiter des Tuol Sleng Genozid Museums, Hang Nisay, hofft mit der jungen Generation auf weitere Schritte für eine Aufarbeitung.
(Quelle: # 98 Dark Tourism: Reisen an Orte des Gedenkens — iz3w - informationszentrum 3. welt)