südnordfunk #119
Ölpipelines und Steinkohle für eine inklusive Energiewende?
In dieser Sendung schauen wir auf fossile Aktivitäten in Kolumbien und in Ostafrika. Zunächst nach Uganda. Mit seinem letzten Energiebericht hat das dortige Ministerium für Energie den Begriff der inklusiven Energiestrategie stark betont. Inklusive meint hier: alle Möglichkeiten der Energiegewinnung in Betracht ziehen. Auf dem Weltklimagipfel in Dubai gruppierten sich viele Länder des Globalen Südens um diesen Begriff, um die Nutzung ihrer fossilen Vorräte - also einen Stopp der Fossilen - zu verhindern.
Zurzeit haben etwa 30 Prozent der ugandischen Bevölkerung Zugang zu Elektrizität und weniger als sechs Prozent Zugang zu sauberen Brennstoffen zum Kochen. Insofern scheint es auf den ersten Blick zumindest ökonomisch nachvollziehbar, dass Uganda hofft, mit dem eigenen Öl die Energielücke zu schließen und in die Ölförderung zu investieren. Doch das Binnenland ohne Seehafen kann die eigenen Ölvorkommen nicht ohne ausländische Investoren zu Tage fördern. Und ohne die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten Kenia und Tansania kann Uganda schwerlich raffinierten Treibstoff ins Land importieren.
Ein Grund mehr, für die eigene Energiesicherheit auf fossile Energie zu verzichten und auf erneuerbare Energie zu setzen, auf Wind, Wasser und Sonne – so könnte man meinen. Doch: Uganda ist eine treibende politische Kraft bei der Erschließung fossiler Ölreserven und dem Bau von Pipelines. Seit 2006 bemüht sich Uganda darum, eigene Rohölreserven im Westen des Landes nutzbar zu machen. Diesen Monat soll mit dem Bau der Ostafrikanischen Rohölpipeline begonnen werden – um darin Rohöl vom Albertsee bis an den Indischen Ozean zu transportieren und von dort auf den Weltmarkt zu verschiffen. Uganda und Tansania haben die Vorbereitungen zum Bau der Pipeline laut ostafrikanischer Medienberichte weitgehend abgeschlossen, doch es gibt auch Widerstände.
Gemeinsam mit unserem Partner Witness Radio Uganda berichten wir in den kommenden Monaten vermehrt über die Zweifel und Repressionen, die mit dieser Pipeline aufkommen. Heute werden wir einen Überblick über dieses fossile Megaprojekt geben.
In der zweiten Hälfte der Sendung schauen wir nach Kolumbien. Das Land gilt für Deutschland als Schlüsselpartner in der Energiewende. Der Import von Kohle ist Teil davon.
Kolumbien – für die deutsche Wirtschaft ein Schlüsselland bei der Energiewende?
»Deutschland und Kolumbien verbindet der Übergang von der fossilen in die erneuerbare Energieerzeugung«, so Wirtschaftsminister Robert Habeck. Aktuell ist Kolumbien ein wichtiger Zulieferer von Steinkohle, die bis 2030, zum beschlossenen Kohleausstieg, in deutschen Kraftwerken verfeuert wird. Danach soll das Land in Südamerika Lieferant grünen Wasserstoffs werden. Die negativen Folgen des jahrzehntelangen Kohleabbaus sind in den betroffenen Regionen schon heute allgegenwärtig. Was fordern die betroffenen Menschen in Kolumbien von der deutschen Politik und Wirtschaft? Ein Beitrag von David Graaff.
Ugandas Öldilemma: Kontroversen um das schwarze Gold
In der Region Hoima in Uganda wurden 2006 Ölvorkommen entdeckt. Diese stehen im Zentrum einer Kontroverse: Auf der einen Seite macht sich die ugandische Regierung Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung, auf der anderen Seite gibt es Zwangsumsiedlungen, unzureichende Entschädigungen und Umweltbedenken. Einen Einblick in ihre jeweiligen Perspektiven auf den geplanten Bau der ostafrikanischen Rohölpipeline EACOP gewähren Anwohner*innen, eine Umweltschützerin und die Ministerin für Energie und Mineralien in Uganda. Einführend fassen Geoffrey Ssebaggala von Witness Radio Uganda und Julia Duffner vom südnordfunk die Kontroversen zusammen und informieren über Hintergründe des geplanten Baus der Pipeline.
Zu Wort kommen die Anwohner*innen Twijjikye Wilberforce, Wellen und Tugume Racheal, zudem Diana Nabiruma von Africa Institute for Energy Governance (AFIEGO) sowie Ruth Nankabirwa vom ugandischen Entwicklungsministerium für Energie und Mineralien. Eine gemeinsame Produktion von Witness Radio Uganda und dem südnordfunk.
EACOP Schlagzeilen & Hintergründe | Teil 2 | April 2024
… rund um die East African Crude Oil Pipeline EACOP, das fossile Megaprojekt der Ostafrikanischen Rohölpipeline und zur fossilen Energiewirtschaft in Ostafrika
Lizenzen für Erdgas, LNG und Erdöl in Ostafrika +++ Ölexport von der DR Kongo anvisiert +++ Arbeitet die halbstaatliche chinesische Ölgesellschaft CNOOC mit dem ugandischen Militär zusammen? Fischergemeinden von der Ölförderung betroffen +++ In Planung: Eldoret-Kampala-Kigali Pipeline für raffinierte Erdölprodukte +++ Festnahmen und Einschüchterungen von Jurist*innen und Umweltexpert*innen in Tansania und Uganda +++ Klage gegen Rückversicherer wie die MARSH MCLennon Group +++