Wie ein Beitrag mit hohem Aufmerksamkeitswert entsteht und warum das in der Volontärausbildung oft nicht mehr gelehrt wird.
Die wirklich heißen Geschichten kommen nicht von selbst in die Redaktionsstube. Aber per Twitter, Mail oder per Blog gibt es viele Angebote. Die zu sichten, zu recherchieren und dann entsprechend aufzubereiten, das setzt Grundlagenwissen voraus. Ohne Recherche, Stilistik und berufsethisches Nachdenken geht es dabei nicht. Doch genau hier müssen immer mehr Journalisten passen. Dabei sind die erforderlichen Werkzeuge und Programme sowie das erforderliche Know-How gar nicht so schwierig so beschaffen. Allerdings werden sie in vielen Volontärausbildungen nicht mehr vermittelt. Wir nehme uns dafür einen Samstag.
Inhalte:
- Beispielbeitrag: Der unternehmenseigene Geheimdienst von Facebook
- Quellenarbeit – regelmäßig und sporadisch
- Zur Systematik und Methode von Recherche
- Digitale Quellen und wie man sie verifiziert
- Erste forensische Werkzeuge zur Verifizierung/Falsifizierung von Quellen
- Wie schreibe ich es auf? – die richtige Stilistik für die Geschichte
- Wie gehe ich mit meinen Rechercheergebnissen verantwortungsvoll um?
Referent:
Peter Welchering arbeitet seit 1983 als Journalist für Radio, Fernsehen und Print (u.a. Deutschlandradio, ZDF, verschiedene ARD-Sender, FAZ) und hat verschiedene Lehraufträge an Journalistenschulen in Deutschland und anderen Ländern. Welchering ist zertifizierter Trainer im Journalismus (KfJ). Welchering hat Philosophie studiert und meint, dass ihm das dort erworbene Rüstzeug bei seiner journalistischen Arbeit durchaus hilft. Was er 1980 mal als Dissertation plante, hat nie zum Doktortitel geführt, ist aber zumindest im Jahre 2011 (spät also) als Buch erschienen.
Ab 1986 recherchierte er als Reporter für den Norddeutschen Rundfunk Stories um den KGB-Hack um Karl Koch, Markus Hess und Dirk-Otto Brezinski sowie über die IT-Spionage von KGB-Mitarbeitern in der Bundesrepublik. In den neunziger Jahren arbeitete Welchering hauptsächlich über Methoden der Rasterfahndung im Bundeskriminalamt und Überwachungsprojekte der BND-Forensiker. Ab dem Jahr 2000 verlagerte sich sein hauptsächlicher Gegenstand der Recherche auf die National Security Agency und ihre Überwachungstätigkeit in Europa sowie die Zusammenarbeit mit dem BND. 2006 deckte er Planspiele des Bundesministeriums des Inneren auf, die biometrischen Daten der Bundesbürger für die Finanzierung des neuen Personalausweises zu nutzen.
Im Sommer 2017 hat er den Datenskandal mit dem Dateihintergrund beim Akkreditierungsdebakel auf dem G20-Gipfel in Hamburg aufgedeckt. Im März 2019 berichtete er im Deutschlandfunk und im ZDF über den unternehmenseigenen Nachrichtendienst von Facebook, der als "Gegner" bezeichnete Facebook-Kritiker überwacht. Als Mitglied des Deutschen Presserates hat er sich in den Jahren 2010 bis 2014 vor allen Dingen für einen besseren Informantenschutz eingesetzt und frustrieren lassen.
Mail-Überwachung in Rathäusern, verschwundene Steuergelder, Profildatenbanken der Sicherheitsbehörden zur Enttarnung von Whistleblowern und größere und kleinere Datendiebstähle waren weitere Themen, die ihn seit mehr als 20 Jahren beschäftigen. Welchering war drei Jahre Volontärsausbilder im Heise-Verlag (u.a. c't) und hat acht Jahre Chefredakteur und Redaktionsdirektor im Konradin-Verlag (Computer Zeitung und Online-Portale).